Für 2022 ist die Restitution von „Benin Bronzen“ geplant. In der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museum befinden sich 94 davon. Auch im Zuge der aktuellen Sonderausstellung „RESIST! Die Kunst des Widerstands“ (–05.09.2021 Rautenstrauch-Joest-Museum
Cäcilienstraße 29-33, D-50667 Köln) werden der notwendige Wandel und die Dekolonialisierung der musealen Sammlungen diskutiert. RESIST! beleuchtet 500 Jahre antikolonialen Widerstand im Globalen Süden und erzählt über koloniale Unterdrückung und ihre Auswirkungen bis heute. Die Ausstellung ist eine Hommage an die Menschen, die auf unterschiedlichste Art und Weise Widerstand geleistet haben und deren Geschichten bis heute kaum erzählt oder gehört werden.
In einer labyrinthisch-futuristischen Architektur von Rohren, Balken und Stahlelementen, entworfen von raumlaborberlin erzählen die Arbeiten von über 40 zeitgenössischen Künstler*innen aus dem Globalen Süden und der Diaspora, die Geschichten von Rebellion und Krieg, Gewalt und Trauma sowie Überleben und Resilienz. Ihre Erzählungen werden ergänzt von historischen Dokumenten und zahlreichen Objekten aus der Sammlung des RJM, stumme Zeugen von Momenten des Widerstands. Innerhalb des Labyrinths eröffnen vier autonom kuratierte Räume weitere Perspektiven: Die nigerianische Künstlerin Peju Layiwola beschäftigt sich mit den geraubten Kulturgütern aus dem Königreich Benin (Nigeria), von denen sich zahlreiche auch in der Sammlung des RJM befinden und hat dazu mehrere nigerianische Künstler*innen eingeladen, die sich teils jahrzehntelang in Nigeria und der Diaspora mit dem Raub von Benin-Bronzen in 1897 auseinandersetzen. Die namibischen Aktivistinnen Esther Utjiua Muinjangue und Ida Hoffmann erzählen vom Genozid an den Herero und Nama in Namibia. Die ungarische Kuratorin Tímea Junghaus hat Sinti- und Roma-Künstler*innen eingeladen, die ihren Kampf um Selbstbestimmung thematisieren. Schließlich klagt der Kölner postmigrantische Verein In-Haus e.V. koloniale Kontinuitäten an.
Auch Tanz und Musik haben einen Platz in der Ausstellung: Rokia Bamba, Soundkünstlerin und DJ entwickelt ein Sound- und Stimmenarchiv des Widerstands, und die urbanen Tanzkünstlerinnen Bahar Gökten und Daniela Rodriguez Romero geben Einblicke in verkörperlichten Widerstand.
Zahlreiche digitale, hybride und analoge partizipative Formate wie Repair- und Schreibwerkstätten, Erzählcafés, eine wachsende „Library of Resistance“ und Live-Speaker mit denen Besucher*innen ins Gespräch kommen können, bieten eine Plattform für kritische Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und seinen Kontinuitäten und schaffen zudem Räume fürs Sprechen lassen, für Zuhören, Vernetzung, Zusammensein und Solidarität.
Einen Überblick über die thematisierten Objekte finden Sie hier:
Die Sammlung von höfischen Kunstwerken aus dem Königreich Benin (Edo State, Nigeria) des RJM
Freitag, 11. Juni 2021, 19 Uhr
Gespräch auf Deutsch || Diskussion online || im Anschluss Q&A
Registrieren Sie sich über den folgenden Link: https://us02web.zoom.us/meeting/register/tZ0sce-tpzoiG9xxeNted_x8AqCFgcoNO8gm
Der Politologe Götz Aly im Gespräch mit dem Journalisten Stefan Koldehoff über sein neues Buch „Das Prachtboot. Wie Deutsche die Kunstschätze der Südsee raubten.“
Neben Denkmälern und Straßennamen zeugen zauberhafte Museumsobjekte von den einstigen Kolonien – doch wie sind sie zu uns gekommen und woher stammen sie? Götz Aly deckt auf, dass es sich in den allermeisten Fällen um koloniale Raubkunst handelt, und erzählt, wie brutal deutsche Händler, Abenteurer und Ethnologen in der Südsee auf Raubzug gingen. So auch auf der Insel Luf: Dort zerstörten sie Hütten und Boote und rotteten die Bewohner fast vollständig aus. 1902 rissen Hamburger Kaufleute das letzte, von den Überlebenden kunstvoll geschaffene, hochseetüchtige Auslegerboot an sich. Heute ist das weltweit einmalige Prachtstück für das Entree des Berliner Humboldt Forums vorgesehen.
Götz Aly ist Historiker und wurde Bücher über den Antisemitismus und die nationalsozialistischen Verbrechen vielfach ausgezeichnet, so mit dem Heinrich-Mann- und dem Ludwig-Börne-Preis. 2018 erhielt er für das Buch „Europa gegen die Juden 1880-1945“ den Geschwister-Scholl-Preis.
Ausstellung: BETEILIGTE KÜNSTLER*INNEN
Florisse Adjanohoun, Christie Akumabor, Osaze Amadasun, Roger Atikpo, Kader Attia, Belkis Ayón, Marcel Djondo, Omar Victor Diop, Nwakuso Edozien, Robert Gabris, Jimoh Ganiyu, Anani Gbeteglo, Ayrson Heráclito, indieguerillas, Patricia Kaersenhout, Eustache Kamouna, Grada Kilomba, Mohammed Laouli, Alao Lukman, Peter Magubane, Dhuwarrwarr Marika, Tshibumba Kanda Matulu, Medu Art Ensemble, Luiza Prado de O. Martins, Małgorzata Mirga-Tas, Keviselie/Hans Ragnar Mathisen, Monday Midnite, Franky Mindja, Gaëtan Noussouglo, Lapiztola, Nura Qureshi, Emília Rigová, Mamadou Sall, Juan Manuel Sandoval, Diego Sandoval Ávila, Selma Selman, The Singh Twins, Alfred Ullrich, Huỳnh Văn Thuận, Kara Walker, Wantok Musik Foundation, Tania Willard, Lawrence Paul Yuxweluptun, Ernesto Yerena.
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